Richtwerte definieren: So vermeiden Sie Schäden an empfindlichen Standorten
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Die Festlegung der Grenzwerten ist ein entscheidender Erfolgsfaktor beim Erschütterungsmonitoring – insbesondere bei der Überwachung von sensiblen Gebäuden, Maschinen und Laboren. Schon in der Planungsphase muss festgelegt werden, welche Grenzwerte für Erschütterungen an empfindlichen Standorten gelten, da diese die Wahl der Bauverfahren und den Ablauf der Arbeiten massgeblich beeinflussen können. Klar definierte Grenzwerte tragen dazu bei, Schäden an empfindlichen Geräten und Einrichtungen zu vermeiden und spätere Streitigkeiten zu minimieren.
Vorarbeiten: Planung als Schlüssel zum Erfolg
Bereits in der Planungsphase sollten die Grenzwerte definiert werden. Dies ermöglicht es, das Bauvorhaben von Anfang an so zu gestalten, dass die geforderten Grenzwerte eingehalten werden können. Wird erst nach Baubeginn versucht, die Grenzwerte anzupassen, kann dies zu erheblichen Schwierigkeiten und hohen Kosten führen – ein Umdenken ist oft mit grossen baulichen Veränderungen verbunden.
Individuelle Anpassung an den Standort
Jeder Standort bzw. jede spezielle Nutzung bringt individuelle Anforderungen mit sich. Empfindliche Geräte, wie sie in Präzisionslaboren oder Operationssälen zum Einsatz kommen, erfordern spezifische Grenzwerte, die meist deutlich unterhalb der Grenzwerte für die Gebäudestruktur (VSS 40123) liegen. Hier helfen Herstellerdatenblätter und Erfahrungswerte, um passgenaue Grenzwerte zu definieren. Die Abstimmung zwischen Bauherrn, Nutzern und den Messverantwortlichen ist dabei unerlässlich, um ein allseits akzeptiertes Mess- und Grenzwertkonzept zu vereinbaren.
Nullmessung als Referenz
Eine Nullmessung vor Beginn der Bauarbeiten ist ein wichtiger Schritt, um den Normalbetrieb des Standorts zu erfassen. Diese Messung dient als Referenz und hilft dabei, zu überprüfen, ob die im Vorfeld definierten Grenzwerte auch im Alltagsbetrieb eingehalten werden können. Nur so können spätere Abweichungen zuverlässig festgestellt und bewertet werden.
Praxisbeispiel: VC-Kurven im Einsatz
Ein anschauliches Beispiel aus der Praxis ist der Einsatz von VC-Kurven in einem Präzisionslabor. Die VC-Kurven (Vibration Criteria) sind standardisierte Kriterien, die typischerweise auf Terzbandspektren basieren und definieren, welche Erschütterungspegel für unterschiedliche Anwendungen zulässig sind. Sie bieten eine bewährte Methode, um die Erschütterungen anhand von Amplitude, Frequenz und Dauer mit den Grenzwerten zu vergleichen und so den Schutz empfindlicher Standorte sicherzustellen. Die festgelegten Grenzwerte werden in einer schriftlichen Vereinbarung zwischen Bauherr und Betroffenen dokumentiert.
Was passiert bei Überschreitungen?
Die Einhaltung der Grenzwerte ist von zentraler Bedeutung. Überschreitungen können unterschiedliche Konsequenzen haben:
- Kurzzeitige Vibrationen: Impulsartige Ereignisse wie Lastabsetzungen können kurzfristig toleriert werden, sofern sie nicht regelmässig auftreten.
- Langanhaltende Erschütterungen: Länger anhaltende Überschreitungen können zu Resonanzphänomenen führen und sind daher kritisch zu bewerten. In solchen Fällen sind sofortige Massnahmen erforderlich, um Schäden zu vermeiden bzw. den Betrieb zu gewährleisten.
Fazit
Die Festlegung der Grenzwerte ist entscheidend für den Schutz empfindlicher Standorte und den reibungslosen Ablauf von Bauprojekten. Eine sorgfältige Planung, individuelle Anpassungen und eine fundierte Nullmessung bilden die Grundlage, um Schäden zu vermeiden und das Vertrauen aller Beteiligten zu stärken.